Aus
INTERNET-Beiträgen diverser Autoren setzt sich diese
>Country Music< Geschichte zusammen:
Die Wurzeln der Country
Music reichen bis ins Mittelalter zurück. In England, Schottland
und Irland wurden damals vor allem Geschichten erzählt.
Ergreifende Balladen und spannende Abenteuer, die der Langeweile
vieler Schlossbewohner Einhalt gebieten sollten. Fahrende Ritter
und Abenteurer zogen unentwegt von einem Ort zum anderen und
berichteten den Leuten von tapferen Kriegern, unheimlichen Hexen
und schönen Mädchen, von wundersamen Begebenheiten
und strahlenden Helden. Mit Musik hatten diese Geschichten kaum
etwas zu tun, denn Instrumente wurden nicht gerade häufig
mitgeführt, da sie zu schwer waren und sich schlecht transportiere
liessen.
Erst als die Geige erfunden
wurde und im 17. Jahrhundert ihren Siegeszug durch Europa antrat,
begleiteten die Erzähler ihre Geschichten auf dem neuen
Instrument. Als auch diese fahrenden Sänger vor dem englischen
Gesetz und der Kirche nach Amerika flohen, nahmen sie die Geige
auf die Reise in die neue Welt mit. Das Instrument war leicht
zu transportieren und nahm kaum Platz in ihrem Gepäck ein.
Auf diese Weise wurde die Geige zu einem der dominierenden Instrumente
in der frühen amerikanischen Musik, aus der sich die Country
Music entwickelte. In ihrer reinsten und schönsten Form
wurde sie im Südosten des neuen Landes gespielt, und blieb
in den späteren Bundesstaaten Georgia, Virginia und West
Virginia, Kentucky und Tennessee nach dem Unabhängigkeitskrieg
am längsten von der Zivilisation unberührt. Es wurde
zur Heimat eines erdverbundenen und konservativen Menschenschlages,
der in der Abgeschiedenheit der Berge ein karges und einsames
Leben führte. Ohne die veränderten Einflüsse neuer
Siedler und Einwanderer blieb die Lebensform und auch die Musik
in ihrer ganzen Ursprünglichkeit erhalten. Das änderte
sich erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich mutige
Pfadfinder einen Weg durch die Wildnis bahnten und den Weg für
nachkommende Siedler ebneten. Indianer wurden unterworfen oder
nach Westen verjagt und furchtlose Arbeiter trieben die ersten
Schienen der Eisenbahn durch das unberührte Land. Die Zivilisation
eilte mit Riesenschritten nach Westen und nahm keine Rücksicht
auf die Ureinwohner und Hillbillies, wie die weisse Bevölkerung
genannt wurde. Die meisten Arbeiter der Eisenbahnen waren Schwarze.
Diese dunkelhäutigen Burschen wurden am besten mit der harten
Arbeit fertig und kosteten nicht soviel Geld wie die irischen
Raubeine, die für andere Gesellschaften im Lohn standen.
Die Ortsansässigen waren nicht besonders gut auf die Eisenbahn
und schon gar nicht auf die schwarzen Arbeiter zu sprechen, aber
sie fanden grossen Gefallen an ihren wehmütigen Liedern
und dem Instrument, auf dem sie ihre Lieder begleiteten.
Die Gitarre war zur damaligen
Zeit nicht unbekannt in Amerika, galt als Instrument der vornehmen
Oberschicht, die sie fast ausschliesslich zur Begleitung klassischer
Weisen benutzte. In den rauen Händen der dunkelhäutigen
Arbeiter klang das Instrument ganz anders - vor allem ehrlicher
- und machte einen solch nachhaltigen Eindruck auf die Farmer
des Südens, dass es schon bald in ihrer Musik dominierte.
Vor der Übernahme des neuen Instruments war die anglo-amerikanische
Musik in erster Linie durch den fehlenden Rhythmus gekennzeichnet
gewesen, eine charakteristische Eigenart, die man noch heute
bei den alten irischen Volksliedern beobachten kann. Mit der
Ankunft der schwarzen Arbeiter bekam die Musik der Farmer jenen
rhythmischen Drive, der auch die moderne Country Music auszeichnet
und beinahe zu einem Charakteristikum für sie geworden ist.
Im fernen Westen und im Südwesten des nordamerikanischen
Kontinents nahm die Musik eine ähnliche Entwicklung. Dort
übernahmen die Siedler die Gitarre von den Spaniern, die
nicht nur Mexiko, sondern auch den südwestlichen Teil von
Nordamerika besetzt hatten. Der balladenhafte und sehr gefühlvolle
Stil der Spanier wurde zu einer bedeutenden Stilrichtung in der
amerikanischen Volksmusik und später auch in der Country
Music. Künstler wie MARTY ROBBINS und FREDDIE
FENDER feierten
grosse Erfolge mit ihren wehmütigen "Down at the border"-Liedern.
Das Banjo, von vielen als charakteristischstes Instrument der
Country Music gepriesen, fand erst verhältnismässig
spät Eingang in der amerikanischen Musik. Es wurde um das
Jahr 1830 von dem Engländer JOE SWEENEY erfunden und basierte
auf Zupfinstrumenten einiger afrikanischen Naturvölker.
In Amerika fand es erst nach dem Bürgerkrieg, also Mitte
der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, weitere Verbreitung. Wie
schon die Gitarre wurde es besonders von der Bevölkerung
in den Bergen geschätzt, weil es ihrer Musik mit Gitarre
und Fiedel neue anregende Impulse verlieh. Die Menschen in den
Appalachen brachten es zu einer wahren Meisterschaft auf dem
fünfsaitigen Instrument, und virtuose Künstler wie
EARL SCRUGGS machten es weltberühmt.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts brach eine gewaltige Einwanderungswelle
über die neue Welt herein. USA wurde zum 'Land der unbegrenzten
Möglichkeiten' und sah sich den vielfältigen Einflüssen
zahlreicher Kulturen ausgesetzt. Auch die Country Music, die
damals noch gar keinen Namen hatte, profitierte von diesen verschiedenen
Strömungen, die dieser Musikform neue und belebende Impulse
verlieh.
Aus Europa kamen Mandoline,
Akkordeon und die Harmonika und aus den polynesischen Ländern
die Ukulele und die Hawaii-Gitarre. Die Hawaii-Inseln waren seit
1898 unter Kontrolle der amerikanischen Regierung.
Sie beheimateten eine Musik, die der Country Music einen entscheidenden
Anstoss gab und sie wie keine andere ausländische oder exotische
Musik beinflusste. Die polynesische Musik hatte eine erstaunliche
Ähnlichkeit mit der Western Music der weiten Prärien
und ergänzte sich auf grossartige Weise mit ihr. Es dauerte
nur wenige Monate, bis die hawaiianische Art, eine Gitarre zu
spielen, auch bei den amerikanischen Siedlern Anklang fand. Dabei
wird die Gitarre flach auf den Schoss gelegt und wie eine Zither
gezupft. In der linken Hand hält der Spieler einen Stab
aus Stahl, den er über die Griffleiste schiebt und auf diese
Weise einen klagenden Laut erzeugt. Das Jammern wurde so etwas
wie ein Markenzeichen der Country Music und war besonders in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei den Musikern
und ihrem Publikum beliebt. Keine Vaudeville-Truppe ging ohne
dieses Instrument auf Tournee.
Um die Mitte der 30er
Jahre wurde die Hawaii-Gitarre perfektioniert und zu einem eigenständigen
Instrument entwickelt. Sie konnte jetzt elektrisch angeschlossen
und verstärkt werden und bekam auch einen eigenen Namen:
STEEL GUITAR. Diese Bezeichnung bezog sich auf den kleinen Stab
aus Stahl, der überall als 'Steel' bekannt war. Ihren entscheidenden
kommerziellen Durchbruch erlebte die Steel guitar allerdings
erst 1954, als WEBB
PIERCE mit
seinem "Slowly" einen riesigen Hit landete, und der
klagende Sound der Steel guitar zu einem Synonym für Country
Music wurde. Heute ist die Steel guitar aus der Country Music
nicht mehr wegzudenken und fand sogar in Rock und Pop Eingang.
Mit ersten Hits in den 20er Jahren hat sich die Country Music
zur eigenständigen Musikform entwickelt, die zwar auf alten
Texten und Melodien basierte, doch unter verschiedenen Einflüssen
ein total neues Gesicht bekommen hatte. Ihre Popularität
war gross, beschränkte sich aber auf ländlichen Bezirke
und war noch nicht bis in die dichtbesiedelten Gebiete des Kontinents
vorgedrungen. Das änderte sich erst mit Aufkommen des Radios
und Erfindung des Phonographen, der in den späten 20er Jahren
für Furore sorgte. Geschäftstüchtige, talenthungrige
Produzenten erkannten das musikalische Potential, das in den
Bergen des amerikanischen Südostens brach lag, und holten
die Hausmusiker von ihren Farmen ins Studio.
Die Gründung der
GRAND OLE OPRY und anderer Barn Dances, über bekannte Radiostationen
wie >WSM< und >WLS< ausgestrahlt, standen am Beginn
einer Ära, die allgemein als Beginn der Country Music angesehen
und als Stunde Null in die Annalen einging. Damals waren Lieder
und Melodien dieser Farmer noch als 'Old-Time Music' oder 'Folk
Music' bekannt. Die Leute wollte alte Songs aus den 90er Jahren
des 19. Jahrhunderts hören, und die Produzenten achteten
streng darauf, dass die Künstler nur die alte ursprüngliche
Musik spielten. GEORGE
HAY, der
Produzent und Ansager der GRAND OLE OPRY, war bekannt dafür,
dass er jeden Versuch, der alten Musik einen moderneren Touch
zu geben, mit den Worten erstickte: "Etwas ursprünglicher,
meine Herren!" An dieser starren Haltung vieler Puristen
leidet die OPRY heute noch. Kreativität hatte wenig Platz,
und die Künstler beschränken sich darauf, ihr oft jahrzehntealtes
Repertoire unverändert wiederzugeben. Zu den bekanntesten
Künstlern dieser Pionierjahre der Geschichte der Country
Music gehörten Musiker wie DOC HOPKINS aus Chicago, der mit Vornamen tatsächlich
'Doctor' hiess; ARKIE, THE ARKANSAS WOODSHOPPER, ein virtuoser Gitarrist
und Square Dance Caller, LULU BELL, HENRY BURR,
der vor allem
mit sentimentalen Balladen von sich reden machte, und die HOOSIER HOT SHOTS, die Stars der Sendung
>National Barn Dance<. Viele Rundfunk Sendungen verschafften
der Country Music zwar eine ungeheure Popularität, brachten
allerdings den Künstlern kaum Geld. Es handelte sich fast
ausschliesslich um Farmer und Feldarbeiter, die zu ihrem reinen
Vergnügen sangen und meist erstaunt waren, wenn sie vom
Radiosender ihre Spesen ersetzt bekamen.
Erst einige Jahre später
sorgte die neue Platten-Industrie dafür, dass aus Farmern
gut bezahlte Stars und aus der Old-Time Music ein Industriezweig
wurde, der nicht nur einigen Radiostationen Profit brachte. Mit
der ersten Country Aufnahme, die 1922 auf Platte gepresst wurde,
bekam >Victor Records< allerdings kaum die Kosten herein.
Fiddler ECK
ROBERTSON
erreichte mit seinen beiden Stücken "Sally Goodin"
und "Arkansas Traveller" nur ein recht kleines Publikum
und verschwand schon bald wieder in der Versenkung. Anders Texaner
MARION TRY
SLAUGHTER,
der unter verschiedenen Pseudonymen auftrat und grossen Erfolg
als VERNON
DALHART hatte.
Seine beiden Aufnahmen "The prisoner's song" und "The
wreck of the old 97" waren Millionhits. Mit der wirtschaftlichen
Depression in den 30er Jahren gingen auch die Plattenumsätze
zurück. Manche Plattenfirmen wie >Paramount< oder
die >Columbia< gingen sogar bankrott. Die anderen hielten
mühsam durch und suchten verzweifelt nach neuen Wegen, um
die Country Music zu beleben. Man kam auf die richtige Idee,
widersetzte sich Wünschen der wenigen Puristen und beschloss,
künftig auch neu komponierte und -geschriebene Songs ins
Repertoire aufzunehmen. Neue Songs im alten Gewand - so hiess
das Konzept der Produzenten, das schon nach wenigen Jahren erste
Erfolge zeigte und Country Music endgültig im Unterhaltungsgeschäft
etablierte.
Western Fans und Country Liebhaber blicken
mit gleicher Verachtung auf die singenden Cowboys der vielen
Musik-Western herab. Unstrittig ist allerdings, dass GENE AUTRY & Co. der Country Music ein
riesiges Publikum verschafften, das nur über den Umweg der
Filme an die Musik herangeführt wurde. In einer Zeit, da
das Fernsehen noch nicht die entscheidende Rolle unserer Tage
spielte und die Leute noch jeden Samstag ins Kino gingen, blieb
es Hollywood vorbehalten, die Country Music einem breiten Publikum
nahezubringen und als eine Musikrichtung zu etablieren. Auf den
Plattenverkauf hatten die Filme kaum Einfluss, von wenigen Ausnahmen
wie den SONS
OF THE PIONEERS
einmal abgesehen, die mit ihren Liedern "Cool water"
und "Tumbling tumbleweeds" riesige Hits hatten und
noch heute bei Rodeos auftreten. Um so grösser war der Einfluss,
den die Filme auf das Auftreten und die Bühnen-Shows vieler
späterer Country Stars hatten. Die meisten erschienen schon
bald darauf im Western-Look auf der Bühne, und auch die
Fans zogen sich nicht nur bunte Stetsons, sondern auch befranste
Kleidung und hochhackige Cowboystiefel an. Einfluss der Filme
und das Lebensgefühl, das sie vermittelten, waren so stark,
dass Bezeichnung "Country & Western" auf die gesamte
Country Music angewendet wurde.
Unter Oberbegriff 'Country
Music' läuft auch die 'Cajun Music' der französischen
Siedler im Mississippi- Deltagebiet, die fest in der bewegten
Geschichte dieser kleinen Volksgruppe verwurzelt ist. Die französischen
Familien hatten 1604 Acadia (das spätere Neu-Schottland)
besiedelt und wurden einige Jahrzehnte später von den Briten
vertrieben. Unduldsame Seefahrer hatten sie in Schiffe verfrachtet
und an der Atlantikküste Amerikas ausgesetzt. Da die französischen
Siedler kaum englisch sprachen, schlugen sie sich bis nach Louisiana
durch, das von den Franzosen erobert worden war. Im gesicherten,
vertrauten Kreis ihrer Landsleute gelang es ihnen, ihre Musik
zu erhalten. Sie unterlag zwar den selben Einflüssen wie
deren angloamerikanische Volksmusik, im Charakter blieb sie aber
unverkennbar französisch. Innerhalb der Country Szene als
'Cajun Music' bekannt. Cajun ist die amerikanische Verballhornung
des Wortes Acadia, der französischen Bezeichnung für
Neu-Schottland. Die Musik zeichnet sich besonders durch die beschwingte
Fröhlichkeit und die Verwendung von Geige und Akkordeon
aus. Akkordeon war 1829 in Wien erfunden und von deutschen Einwanderern
nach Louisiana gebracht worden; davon übernahmen die Franzosen
auch ihre Vorliebe für Melodien im Walzertakt. Obwohl NAPOLEON
das besetzte Gebiet im Süden 1805 an die Amerikaner verkaufte,
haben es französische Siedler fertiggebracht, als eigenständige
Volksgruppe mit der eigenständigen Musik innerhalb des amerikanischen
Schmelztiegels zu überleben.
Während 'Old Time
Music', 'Cajun' und sogar 'Gospel' Songs von cleveren Leuten
vermarktet wurden, widerstanden die Bluegrass Musiker lange Zeit
einer Kommerzialisierung. Diese starre Haltung hatte zur Folge,
dass sich deren Bluegrass Platten kaum verkauften, die Musiker
und Sänger dafür aber einen um so grösseren Erfolg
auf Festivals und in Konzerten haben. Ihre Fans sind eine besonders
begeisterte und vor allem treue Gemeinde. BILL MONROE, der ungekrönte König der
Bluegrass Szene, behauptet, dass sich diese Form der Country
Music aus den Melodien der schottischen Dudelsackpfeifer und
dem Blues der schwarzen Sklaven entwickelte. Viele der Fans sind
der Meinung, dass Bluegrass als eigenständige Form der Country
Music garnicht existiert, und es nur die besondere Musik eines
BILL MONROE
gibt. Alle anderen
Künstler seien mehr oder weniger gute Nachahmer des Meisters
der Mandoline. An der kühnen Behauptung ist etwas Wahres dran.
Der in Kentucky aufgewachsene MONROE entwickelte eine so
eigenständige und besondere Musik, dass er bei den ersten
Plattenaufnahmen alle Gitarren spielen musste, weil die anderen
Musiker mit dem neuen Sound nicht zurechtkamen, einem eher
altmodischen Gitarrenspiel mit Blues-Einschlag. Der Name BLUEGRASS
wurde nach dem Gras von Kentucky benannt, das im Wind eine blaue
Färbung aufweist. Charakteristisch für die Bluegrass Musik
wurde der Klang des Banjos, das wie die Gitarre auf eine eigenwillige
Art gezupft wird. Als Erfinder dieses neuen Stils gilt der
unvergleichliche EARL SCRUGGS, der immer noch mit
seiner EARL SCRUGGS REVUE durchs Land zieht und von 1945-1948
zu BILL MONROE*s
BLUE GRASS BOYS
gehörte. Er zupfte die Melodie mit drei Fingern und einem
solchen Drive, dass er keine Konkurrenz zu fürchten brauchte.
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